jetzt kommt mir die Reise schon wieder so weit weg vor. Zum einen ist es ja auch drei Wochen her und zum anderen war ich schon wieder an einigen anderen Orten; Gießen, Timmdorf/ Malente und im Krankenhaus Lindenhof. Vom Sommer ist auch nicht mehr viel übrig. Aber was mir noch frisch auffällt, ist die Rauheit Berlins, der Dreck, der vielfach harte Ton und die ganzen Verrückten. Als ich das erste Mal wieder einkaufen war, habe ich mich richtig über die vielen fertigen Leute erschrocken, die vor sich hin oder einander anbrüllen.
Ich finde, Mostar hat was mit Berlin gemeinsam, indem es so vielfältig ist. Schön und hässlich gleichzeitig. Die ganzen Ruinen in Mostar beherbergen viel Müll und erinnern an den Krieg und die immer noch bestehende Teilung, aber diese wilden Elemente in der Stadtarchitektur gefallen mir auch, wenn Bäume aus Dächern wachsen und es nebeneinander enge alte Gassen, verspielte Prachtbauten, Zeichen des Sozialismus und moderner Großstadtarchitektur gibt. Ganz anders als in Berlin ist natürlich das bergige und die zentralere Rolle des wilderen Flusses, ganz abgesehen von der üppigeren Flora. Was daraus poetisch erwächst bzw. erwachsen könnte, möchte ich an dieser Stelle vertagen. Aber ich hänge dafür ein paar Fotos von Mostar an.
Vorhin habe ich mir das Programm vom kommenden Literaturfestival angeguckt. Ist Tanja Stupar-Trifunović nicht die Autorin, die du ganz gut kennst und die auch bei deiner Veranstaltung war? Ansonsten ist noch Faruk Šehić aus Bosnien Herzegowina da und Nicol Ljubic, ein Deutscher mit bosnischem Hintergrund.
Liebste Grüße,
deine Eva
Freitag, 3. September 2010
Donnerstag, 19. August 2010
der halbe Mond schwimmt am Taghimmel
blasser Rest einer Brausetablette
kurz vor der Auflösung
umso größer und umgekippt
liegt er nachts auf dem Rücken
ein fettgelb gefärbter Käfer
ich möchte
erkennen ob er strampelt da
verbirgt ihn schon ein Berg
kurz vor der Auflösung
umso größer und umgekippt
liegt er nachts auf dem Rücken
ein fettgelb gefärbter Käfer
ich möchte
erkennen ob er strampelt da
verbirgt ihn schon ein Berg
Mittwoch, 18. August 2010
Liebe Eva,
jetzt hast du Mostar kennen gelernt und einen Eindruck davon bekommen, was mich jeden Tag umgibt. Wir haben aber noch nicht darüber geredet, was die Stadt und ihre Umgebung für poetische Qualitäten hat - und das obwohl wir von meinem Balkon eine Sternschnuppe knallrot und waagerecht, sekundenlang gesehen und brutzeln gehört haben (ja lieber Leser, Sternschnuppen brutzeln manchmal, auch wenn das schwer zu glauben ist... man hört sie verglühen...wir sind Ohrenzeuginnen). Vielleicht können wir die Diskussion über Mostar und Literatur/Schreiben an Hand von ein paar Fotos noch nachholen. Stichworte könnten sein: "Kargheit", "lädiert", "erhaben". Zum Beispiel.
Du zitierst Ben Lerner "Hupen Sie, wenn Sie wünschten, alle schwierigen Gedichte wären tief". Das ist gut. Ich würde mir die von dir empfohlenen Gedichte gerne mal genauer angucken, ich bekomme leider zur Zeit weder Edit noch Bella. Sicher ist, dass Kompliziertheit in Gedichten oftmals eher dem Überdecken fehlender Tiefe dient. So erfolgreich, dass es vielleicht noch nichtmal dem Verfasser oder der Verfasserin auffällt. Von Steffen Popp, der Lerner übersetzt hat, habe ich schon einige eigene Gedichte gelesen, aus seinem ersten Gedichtband "Wie Alpen". Sie haben mir gut gefallen, sehr plastisch, übervoll mit Bildern, Vergleichen, man könnte das kritisieren, aber ich mag es. Zumal die Gedichte, die ich kenne, auch immer mal wieder witzig sind.
Soviel für heute, bis bald,
deine Sibylla
PS: Aufzählungen, ich liebe Aufzählungen!
Du zitierst Ben Lerner "Hupen Sie, wenn Sie wünschten, alle schwierigen Gedichte wären tief". Das ist gut. Ich würde mir die von dir empfohlenen Gedichte gerne mal genauer angucken, ich bekomme leider zur Zeit weder Edit noch Bella. Sicher ist, dass Kompliziertheit in Gedichten oftmals eher dem Überdecken fehlender Tiefe dient. So erfolgreich, dass es vielleicht noch nichtmal dem Verfasser oder der Verfasserin auffällt. Von Steffen Popp, der Lerner übersetzt hat, habe ich schon einige eigene Gedichte gelesen, aus seinem ersten Gedichtband "Wie Alpen". Sie haben mir gut gefallen, sehr plastisch, übervoll mit Bildern, Vergleichen, man könnte das kritisieren, aber ich mag es. Zumal die Gedichte, die ich kenne, auch immer mal wieder witzig sind.
Soviel für heute, bis bald,
deine Sibylla
PS: Aufzählungen, ich liebe Aufzählungen!
Mittwoch, 4. August 2010
am wasser pflanzen
vom regen runtergedrückt warten sie
auf mehr regen oder die rückkehr der
schweren hitze die gleißendes licht
mitbringt und da zeitversetzt untropisch
helfe ich die oase zu nähren und
frisches grün erfrischt meine atmung
unter dem mikroskop
von der langen wärme niedrig braun
gelb umsäumt bleibt das ufer
ein ufer an dem ich tags
fast den nächtlichen sprung
auf das sauerstoffboot vergesse und
stille bewegung kühlt meinen blick
an dem magnet
auf mehr regen oder die rückkehr der
schweren hitze die gleißendes licht
mitbringt und da zeitversetzt untropisch
helfe ich die oase zu nähren und
frisches grün erfrischt meine atmung
unter dem mikroskop
von der langen wärme niedrig braun
gelb umsäumt bleibt das ufer
ein ufer an dem ich tags
fast den nächtlichen sprung
auf das sauerstoffboot vergesse und
stille bewegung kühlt meinen blick
an dem magnet
Kind
Deine kleinen Hände sind perfekt.
Sie sollen Schaffell und Sand streicheln,
Park voll neuer Abenteuer
Von denen du schon träumst –
Nordseewellen, Kuhglocken,
Zarter
Strauch ohne Dornen,
Buch dessen Geschichten
Heiter und spannend sein sollen
Ohne diese genervten
Wortwechsel, diese kalten
Augen ohne Glanz.
(Thanks to Child by SP 1963)
Sie sollen Schaffell und Sand streicheln,
Park voll neuer Abenteuer
Von denen du schon träumst –
Nordseewellen, Kuhglocken,
Zarter
Strauch ohne Dornen,
Buch dessen Geschichten
Heiter und spannend sein sollen
Ohne diese genervten
Wortwechsel, diese kalten
Augen ohne Glanz.
(Thanks to Child by SP 1963)
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