Donnerstag, 19. August 2010

der halbe Mond schwimmt am Taghimmel

blasser Rest einer Brausetablette
kurz vor der Auflösung

umso größer und umgekippt
liegt er nachts auf dem Rücken
ein fettgelb gefärbter Käfer

ich möchte
erkennen ob er strampelt da
verbirgt ihn schon ein Berg

Mittwoch, 18. August 2010

Liebe Eva,

jetzt hast du Mostar kennen gelernt und einen Eindruck davon bekommen, was mich jeden Tag umgibt. Wir haben aber noch nicht darüber geredet, was die Stadt und ihre Umgebung für poetische Qualitäten hat - und das obwohl wir von meinem Balkon eine Sternschnuppe knallrot und waagerecht, sekundenlang gesehen und brutzeln gehört haben (ja lieber Leser, Sternschnuppen brutzeln manchmal, auch wenn das schwer zu glauben ist... man hört sie verglühen...wir sind Ohrenzeuginnen). Vielleicht können wir die Diskussion über Mostar und Literatur/Schreiben an Hand von ein paar Fotos noch nachholen. Stichworte könnten sein: "Kargheit", "lädiert", "erhaben". Zum Beispiel.

Du zitierst Ben Lerner "Hupen Sie, wenn Sie wünschten, alle schwierigen Gedichte wären tief". Das ist gut. Ich würde mir die von dir empfohlenen Gedichte gerne mal genauer angucken, ich bekomme leider zur Zeit weder Edit noch Bella. Sicher ist, dass Kompliziertheit in Gedichten oftmals eher dem Überdecken fehlender Tiefe dient. So erfolgreich, dass es vielleicht noch nichtmal dem Verfasser oder der Verfasserin auffällt. Von Steffen Popp, der Lerner übersetzt hat, habe ich schon einige eigene Gedichte gelesen, aus seinem ersten Gedichtband "Wie Alpen". Sie haben mir gut gefallen, sehr plastisch, übervoll mit Bildern, Vergleichen, man könnte das kritisieren, aber ich mag es. Zumal die Gedichte, die ich kenne, auch immer mal wieder witzig sind.
Soviel für heute, bis bald,

deine Sibylla

PS: Aufzählungen, ich liebe Aufzählungen!

Mittwoch, 4. August 2010

am wasser pflanzen

vom regen runtergedrückt warten sie
auf mehr regen oder die rückkehr der
schweren hitze die gleißendes licht
mitbringt und da zeitversetzt untropisch
helfe ich die oase zu nähren und
frisches grün erfrischt meine atmung
unter dem mikroskop

von der langen wärme niedrig braun
gelb umsäumt bleibt das ufer
ein ufer an dem ich tags
fast den nächtlichen sprung
auf das sauerstoffboot vergesse und
stille bewegung kühlt meinen blick
an dem magnet

Kind

Deine kleinen Hände sind perfekt.
Sie sollen Schaffell und Sand streicheln,
Park voll neuer Abenteuer

Von denen du schon träumst –
Nordseewellen, Kuhglocken,
Zarter

Strauch ohne Dornen,
Buch dessen Geschichten
Heiter und spannend sein sollen

Ohne diese genervten
Wortwechsel, diese kalten
Augen ohne Glanz.

(Thanks to Child by SP 1963)