Montag, 7. Februar 2011

Liebe Eva,

gestern habe ich ein melancholisch-lustiges Gedicht von mir gefunden, das auch zu unserem Blog-Thema passt. Es ist schon einige Jahre alt, leider undatiert.

Fahren

wir ziehen weiter wir lassen zurück
ein Haar einen kleinen Halbmond Fingernagel
immer ein Stückchen von uns
wir fahren und verlieren uns
an Orte Personen Träume die nicht
transportabel sind so sind wir zerstreut
wie Salz auf einem hart gekochten Ei


Warum ausgerechnet wie Salz auf einem hart gekochten Ei? War das nur ein kleiner Witz oder habe ich mir etwas dabei gedacht? Und ist das Ei überhaupt schon gepellt? Diese Frage wurde mir ernsthaft gestellt, aber ich denke doch! Wer streut Salz auf ein ungepelltes Ei? Vielleicht deswegen das Bild, weil Salzkörner auf gepellten Eiern immer so ein seltsames glasiges Aussehen annehmen, so dass jedes einzelne hervorgehoben wird? Vielleicht war es auch eine assoziative Verbindung auf der lexikalischen Ebene von "zerstreut" zu "Salzstreuer"...

Ich möchte einfach mal denken, dass es deswegen um Salzkörner und hart gekochte Eier geht, da unsere Zerstreutheit an unterschiedlichste Orte und Menschen doch letztendlich dem Ganzen die Würze gibt!

Aus Vorzeigezwecken habe ich übrigens auch ins Englische übersetzt, wie findest du die Version?

Going (Travelling?)

we go further we leave behind
a hair a little half-moon fingernail
always a bit of us
we go and loose ourselves
to places persons dreams which are not
portable so we are scattered
like salt on a hard-boiled egg

Bis bald,
deine Sibylla