ach ja, die Sexyness der Literatur. Ich verstehe deinen Frust aus dem letzten
Brief. Vor allem, wenn man im Bereich
der Kulturvermittlung tätig ist, hat es Literatur im Vergleich zu den anderen
Künsten schwer. Zum einen wegen des nicht unmittelbar vorhandenen visuellen
Reizes, wie du schreibst, zum anderen auch wegen der Einsamkeit in der
Herstellung
und Rezeption. Schreiben und
Lesen sind zunächst Tätigkeiten, die man primär alleine verrichtet. Klar gibt
es Lesungen, Hörbücher, privates Vorlesen und hier und da Autor/innen-Kollektive,
aber andere Künste, wie Theater, basieren eben grundsätzlich auf Teamarbeit, so
dass
solche Projekte auch in der Kulturellen
Bildung erstmal mehr hermachen.
Andererseits
gibt es auch viele gelungene Versuche, Literatur und auch Lyrik im Speziellen
durch die Einbeziehung von modernen visuellen Elementen (im Print und bei
Lesungen) oder Musik (bei Lesungen und Audioversionen) attraktiver zu machen. Das Einsame kann außerdem
auch ein Vorteil sein – man braucht nichts als ein Buch oder Papier und Stift.
In der Kulturellen Bildung und im Therapeutischen Bereich bringt das auch Chancen
mit sich, da die Beteiligten in Schreib-Workshops kreative und selbstreflexive Ressourcen erwerben können, die sie ganz für
sich alleine nutzen können. Und die Frage,
wie viele Leute überhaupt etwas mit Literatur oder noch viel weniger Lyrik
anfangen können, stellt sich bei anderen Berufen und Hobbys doch auch… Denk mal
an Weltraumtechniker/innen oder Windsurfer.
Da ist Literatur schon eher Konsens, obgleich natürlich in ihrer
Bedeutung weit unterschätzt!
Ich finde es schwer, zwischen Anspruch und Zugänglichkeit auszuloten – sowohl in der Rezeption als auch
in der eigenen Produktion. Ich will schon gefordert und überrascht werden,
andererseits muss auch immer genug Bekanntes angesprochen und im besten Fall
neuformuliert werden. Und ich schmunzele gerne. Wenn mir Texte in ihrer ganzen
Grundhaltung abgehoben erscheinen, schwanke ich zwischen Faszination und
Abwehr. Wie in der Musik – nicht zu seicht, aber ein bisschen Pop darf sein.
Ein bisschen Spaß muss sein. Wo der beginnt und aufhört, ist natürlich sehr
individuell. Auf jeden Fall möchte ich in Zukunft ein bisschen mehr Pop in meine
eigenen Texte bringen. Mal sehen, wie das aussieht… Hier und da ein schmissiger
Refrain…
Als Gastbeitrag habe ich – so viel zu Zugänglichkeit – ein Fußballgedicht
angefragt. Aber keine Angst, es hat auch was mit Verortungen zu tun.
Hoffentlich klappt es!
Liebe Grüße und schöne Pfingsten!
Eva