Mittwoch, 28. März 2012

Dort

Jetzt sickern die Tage allmählich unter
die Haut und werden zu Wochen und
Jahren dort wo früher nichts war oder

doch eine Landschaft kaum erkennbar
für einen zufälligen Wanderer nun aber
fließt Zeit und es entstehen Siedlungen

am Ufer zerbrechliche Hütten und
Stimmen hört man den Gesang von
Wiegenliedern dass so etwas schön

ist weiß man so wird es nicht bleiben
auch das wissen wir längst und bei
den Ärzten sagt man wir hätten ein

abnehmendes Herz das kaum mehr
Licht gibt im Dunkel nur noch als
Sichel schwebt es wie unser liebstes

Gestirn über den Hütten und selbst
dort blicken die Alten mit Sorge zum
Himmel bereits dort ja genau dort


Gedicht von Max Sessner


Max Sessner *1959 in Fürth/Bayern, lebt und arbeitet heute in Augsburg. Er hat in Zeitschriften und Anthologien und im Internet veroeffentlicht (http://www.poetenladen.de/max-sessner.htm), sowie mehrere eigenstaendige Gedichtbaende herausgebracht. Zuletzt erschien der Band "Warum gerade heute" im Literaturverlag Droschl (Februar 2012). Das Gedicht "Dort" ist hier in "Liebe Ella" zum ersten Mal veroeffentlicht.

Sonntag, 4. März 2012

Der so oft beschriebene klangort der vögel:

allein im waldgebiet ein stückchen hinterm haus,
nur hinten in der.. borktriefenden tiefe so eines
nordbrandenburger hains (die alte stachbeerenlaube..)

also die vordere baumreihe, dieses auslöschende
von allen birken verlassene licht: dahinter vogelstreit
und sängeratem: schlechtwetterfront am nachmittag
und abends lahmt der letzte schreihals durch das bild

am sängerweg, dem lauten, nur ihre flüche einzufangen
auf so ein bandgerät, die stimmbandwaffe später, was dann
für immer so authentisch bleibt; die feldarbeit, die man im
spiegel betrachtet und an den fingern/ und einer singt

aus seiner deckung irgendwo/ gekropftes gebüsch, dort im flieder
der ohrenkundler, wie ein verbotener schütze und am morgen
bringt ein anderer den trog mit den stimmen, es klingt
als ob die reiflauten baumreihen vor lachen zerplatzen.

von Klara Beten

Klara Beten * 1981, lebt in Berlin. Sie hat in verschiedenen  Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht und gerade erschien der Band „kopfbild, default“ Gedichte, Leipzig 2012. Sie war Beiträger im Forum der 13 und erhielt den Dulzinea Lyrikpreis. http://klarabeten.blogspot.com