jetzt ist der Sommer schon wieder vorbei. Für mich ist es aber ok. 
Wettermäßig kann man sich dieses Jahr nicht beklagen, so dass auch die 
Daheimgebliebenen, wie du, und die Deutschlandreisenden, wie ich, einen 
richtigen Sommer hatten. Außerdem freue ich mich dieses Jahr wegen des 
erwarteten Nachwuchses mal richtig auf November. Ansonsten wirken bei 
mir gerade noch die anderen persönlichen Veränderungen nach. Bin froh 
und erleichtert, dass wir eine schöne Hochzeit hatten. Es fiel uns schon
 sehr schwer, uns für das Überhaupt und das Wie zu entscheiden. Jetzt 
sind wir beide zufrieden, und ich muss sagen, dass es sich wirklich 
anders anfühlt. Es ist schon mehr als ein bürokratischer Akt, deswegen 
fiel es uns ja auch schwer. Es ist praktisch, dass ich jetzt endlich, z.
 B. beim Arzt, ganz richtig „von meinem Mann“ sprechen kann, was einfach
 nach vielen Jahren und gemeinsamen Kind besser passt als „mein Freund“.
 „Mein Partner“ klingt zu sehr nach Business oder Sport und scheidet 
daher auch aus. Am Anfang der Elternschaft habe ich mich noch recht jung
 gefühlt und fand es schwer genug, mich überhaupt mit der Elternrolle zu
 identifizieren, so dass ich gerne durch die Formulierung „mein Freund“ 
betont habe, dass wir nicht verheiratet sind. Das hat sich dann 
schleichend geändert, von den staatlichen Bevorzugungen für 
Verheiratete, die man sich auf Dauer kaum entgehen lassen kann, ganz zu 
schweigen. Auf jeden Fall fühle ich mich jetzt, auch durch die Hochzeit,
 nochmal ein ganzes Stück erwachsener, sicherer und auf eine Art auch 
unabhängiger – natürlich nicht in der Beziehung, sondern eher dem Rest 
der Welt gegenüber.
Fand
 es auch toll, dass wir uns durch den Anlass nochmal gesehen haben. Wir 
müssen uns unbedingt regelmäßig besuchen! Und dann immer zusammen zu 
einer Literaturveranstaltung  gehen.
 Letzte Woche wäre ich sehr gerne mit dir beim Literaturfestival 
gewesen. Habe noch zwei Anläufe gestartet, eine Begleitung für eine 
Veranstaltung mit J.M. Coetzee zu finden. Er hat aus seinem Briefwechsel
 mit Paul Auster gelesen. Da ich von beiden Autoren ein paar Bücher 
gelesen habe, dachte ich, es sei ganz interessant, auch für unser Blog, 
zu schauen, was sie aus dem Briefformat machen. Außerdem wollte ich 
nochmal kurz in die Festivalatmosphäre eintauchen. Meine eigene 
Beteiligung in der Organisation liegt nun ja schon neun und zehn Jahre 
zurück – unglaublich, wie die Zeit vergeht. Für morgen bin ich zu einer 
kleinen Buchvorstellung eingeladen worden, so richtig schriftlich mit 
Karte. Da würde ich dich auch so gerne mitnehmen. Habe mir aber jetzt 
vorgenommen, alleine hinzugehen, obwohl es mich Überwindung kostet. 
Ich wünsche dir einen schönen Start in den Herbst,
deine Eva
