neulich musste ich nochmal an deinen vorletzten Brief denken, in dem du kurz über Norbert Hummelts Essay aus der Edit geschrieben hast. Dass er argumentiert, Lyrik schreiben sei besser für die geistige Gesundheit, Prosa schreiben führe hingegen eher zu Depressionen. Das hätte ich gerne mal genauer nachgelesen. Auf jeden Fall bin ich neulich beim Recherchieren auf eine wissenschaftliche Studie zu dem Thema gestoßen, die einen umgekehrten Zusammenhang behauptet. Es ging um Kreativitätsforschung und darum, dass Frauen, die Lyrik schreiben, eher an psychischen Krankheiten leiden. Oder andersrum: Frauen, die an psychischen Krankheiten leiden, schreiben eher Lyrik. Dieses Ergebnis hat sogar einen Namen bekommen. Es handelt sich um den „Sylvia-Plath-Effekt“! Die Fragstellung an sich finde ich allerdings schon seltsam. Sie funktioniert höchstens metaphorisch, um die Unterschiedlichkeit der Schreibprozesse zu illustrieren. Aber aus einer ernsthaften Betrachtung müsste man absurde Empfehlungen ableiten wie „bei Ihrem Geschlecht und Ihrer Vorbelastung rate ich eher zu Prosa“.
Im Moment finde ich Zuhause als Arbeitsort übrigens gut. Allerdings habe ich es mit der Gemütlichkeit wohl etwas übertrieben. Hatte meinen Arbeitsschwerpunkt auf die Couch-Ecke, Beine hoch, verlagert und leide jetzt unter starken Rückenschmerzen im Lendenwirbel-Bereich, so dass ich wieder zurück an den Tisch gezogen bin, zumindest unter der Woche. Ansonsten könnte ich gut mehr Arbeitszeit inklusive der nötigen Konzentrationsfähigkeit gebrauchen. Außer neuen Gedichten – apropos es wurden jetzt zwei ältere Texte, „Nebel für Berlin“ und „Stille“, die auch hier im Blog stehen, für diese Junge Autor/innen aus NRW-Anthologie vom [SIC]-Verlag ausgewählt – würde ich auch gerne einen wissenschaftlichen Artikel über Siri Hustvedt schreiben. Ich hatte schon mehrmals angesetzt, die Ergebnisse aus der Magister-Arbeit umzuformulieren und es dann verworfen, mal aus inhaltlichen, mal aus Zeitgründen. Immer wenn gerade Ruhe eingekehrt ist, werde ich wieder darauf gestoßen. Es wird jetzt mehr über sie veröffentlicht und sie ist sogar als Gast bei der nächsten Jahrestagung der deutschen Amerikanist/innen mit Lesung und Vortrag vertreten. Da juckt es mich schon sehr…
Ganz viele Grüße,
deine Eva