Sonntag, 23. Oktober 2011

Grobkörnig, mit Herodot

Das Licht ist grobkörnig, wie
verstreut. Vielleicht lässt es sich
finden in tieferen Schichten. Sie
aber bleibt bei sauberen Händen
nimmt höhere Empfindlichkeit
und geht auf Abstand. Anstatt
sich anzusprechen, küssen sie sich
auf den Mund. Das kann sie
einfangen, das ist gut für heute.


von Adrian Kasnitz

Adrian Kasnitz * 1974 lebt als Schriftsteller und Herausgeber (parasitenpresse) in Köln. Zuletzt veröffentlichte er den Band "Schrumpfende Städte" (Luxbooks, Wiesbaden 2011), der auch das Gedicht oben enthält. Alles weitere hier http://www.luxbooks.de/autoren/adrian-kasnitz.

Montag, 10. Oktober 2011

Spaziergang

Vor dem Fenster bleibt er stehen
Hinter der Scheibe eine weitere Scheibe
In splittriges Gold gerahmt
Zunächst gemischtes Grün zu sehen
Dann entdeckt er Blüten blass getarnt
Ein schmaler Wasserlauf rauscht
Von einem Baum guckt
Das Augenpaar eines Orang-Utans
Ein Blick wird ausgetauscht

Ihm wird gewahr was lang latent war
Seit Stunden stört das Brummen
Eines klein kreisenden Hubschraubers
Die sonntägliche Stille
Zwischen den hohen Häuserzeilen
Fühlt er sich beim Spazieren
Wie ein gejagtes Tier